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European Union  |  September 12, 2023 17:29:00, updated

Wirtschaftsprognose Sommer 2023: Nachlassende Wachstumsdynamik bei sinkender Inflation und robustem Arbeitsmarkt


Wirtschaftsprognose Sommer 2023

Die Europäische Kommission hat heute die Wirtschaftsprognose Sommer 2023 vorgelegt.

Die Wirtschaft der EU wächst weiter, wenn auch mit geringerer Dynamik. In der Prognose wird das Wirtschaftswachstum in der EU für 2023, das in der Frühjahrsprognose auf 1 % veranschlagt worden war, auf 0,8 % nach unten korrigiert, und für 2024 wird nicht mehr mit einem Wachstum von 1,7 %, sondern 1,4 % gerechnet. Zudem wird die Wachstumsprognose im Euro-Währungsgebiet für 2023 auf 0,8 % (bislang 1,1 %) und für 2024 auf 1,3 % (bislang 1,6 %) gesenkt.

Die Inflation dürfte sich im Prognosezeitraum weiter abschwächen. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) wird den Projektionen zufolge 2023 nun bei 6,5 % (gegenüber 6,7 % im Frühjahr) und 2024 bei 3,2 % (gegenüber 3,1 %) in der EU liegen. Im Euro-Währungsgebiet wird sich die Inflation 2023 voraussichtlich auf 5,6 % belaufen (gegenüber 5,8 %) und im Jahr 2024 auf 2,9 % (gegenüber 2,8 %).

Geringere Wachstumsdynamik

Die jüngsten Daten bestätigen, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in der EU im ersten Halbjahr 2023 aufgrund der enormen Schocks, die die EU erlitten hat, verhalten entwickelt hat. An der Schwäche der Binnennachfrage, insbesondere des Verbrauchs, lässt sich ablesen, dass die hohen und nach wie vor steigenden Verbraucherpreise für die meisten Waren und Dienstleistungen eine stärkere Belastung darstellen als in der Frühjahrsprognose erwartet, wenngleich die Energiepreise sinken und der Arbeitsmarkt außergewöhnlich stark ist. So sind die Arbeitslosenquoten auf ein Rekordtief gesunken, und es waren anhaltende Beschäftigungszuwächse und steigende Löhne zu verzeichnen. Unterdessen zeigt der drastische Rückgang bei der Bereitstellung von Bankkrediten an die Wirtschaft, dass die geldpolitische Straffung in der Wirtschaft angekommen ist. Umfrageindikatoren deuten nun auf eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit im Sommer und in den Folgemonaten hin, die auf die anhaltende Schwäche der Industrie und die – trotz der in vielen Teilen Europas erfolgreichen Tourismussaison – nachlassende Dynamik im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist.

Wenngleich die Entwicklung in China schwach ausgefallen ist, hat die Weltwirtschaft in der ersten Jahreshälfte etwas besser als erwartet abgeschnitten. Die Aussichten für das globale Wachstum und den globalen Handel bleiben im Vergleich zum Frühjahr allerdings weitgehend unverändert, was bedeutet, dass die EU-Wirtschaft nicht auf starke Unterstützung durch die Auslandsnachfrage zählen kann.

Insgesamt dürfte die schwächere Wachstumsdynamik in der EU bis 2024 anhalten, und die Auswirkungen einer restriktiven Geldpolitik werden die Wirtschaftstätigkeit voraussichtlich weiter dämpfen. Für das nächste Jahr wird allerdings eine leichte Erholung des Wachstums projiziert, da davon ausgegangen wird, dass die Inflation weiter nachlässt, der Arbeitsmarkt robust bleibt und die Realeinkommen sich allmählich erholen.

Weiterer Inflationsrückgang

In der ersten Jahreshälfte 2023 hat sich die Inflation infolge sinkender Energiepreise und eines nachlassenden Inflationsdrucks bei Nahrungsmitteln und Industrieerzeugnissen weiter rückläufig entwickelt. Im Euro-Währungsgebiet erreichte die Inflation im Juli einen Wert von 5,3 %, sodass der im Oktober 2022 verzeichnete Höchststand von 10,6 % halbiert werden konnte, und sie blieb im August stabil.

Bis Jahresende 2023 dürften die Energiepreise weiter sinken, wenn auch langsamer, bis sie den Projektionen zufolge 2024 aufgrund der gestiegenen Ölpreise wieder leicht zulegen werden. Die Teuerung im Dienstleistungssektor hält bislang länger an als ursprünglich erwartet, dürfte jedoch nachlassen, da die Nachfrage angesichts der Auswirkungen der geldpolitischen Straffung und des abflauenden Post-COVID-Hochs nachgibt. Die Preise für Nahrungsmittel und Industrieerzeugnisse ohne Energie werden im Prognosezeitraum weiterhin dazu beitragen, dass die Inflation sich abschwächt; sie spiegeln zudem niedrigere Preisen für Vorleistungen und die Normalisierung der Lieferketten wider.

Ausblick geprägt durch Risiken und Unsicherheit

Der anhaltende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und weiter reichende geopolitische Spannungen stellen nach wie vor Risiken dar und bleiben eine Quelle der Unsicherheit. Darüber hinaus könnte eine Straffung der Geldpolitik die Konjunktur stärker belasten als erwartet, jedoch auch den Rückgang der Inflation beschleunigen, was für eine schnellere Wiederherstellung der Realeinkommen sorgen würde. Demgegenüber könnte sich der Preisdruck jedoch als hartnäckiger erweisen.

Die Aussichten werden außerdem durch die – wie von extremen Wetterbedingungen und beispiellosen Waldbränden und Überschwemmungen im Sommer veranschaulicht – wachsenden Klimarisiken eingetrübt.

Hintergrund

Die Sommerprognose 2023 enthält eine Aktualisierung der Frühjahrsprognose 2023, die im Mai 2023 vorgelegt worden war.

Bei der Sommerprognose handelt es sich um eine Zwischenprognose mit BIP- und Inflationsprojektionen für die sechs größten Volkswirtschaften der EU, das Euro-Währungsgebiet und die EU insgesamt. Die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen in 21 anderen Mitgliedstaaten werden in der Gesamtanalyse und bei der Berechnung der Aggregate der EU und des Euro-Währungsgebiets berücksichtigt.

Die Sommerprognose basiert auf einer Reihe technischer Annahmen für Wechselkurse, Zinssätze und Rohstoffpreise mit Stichtag 30. August 2023. Bei allen anderen herangezogenen Daten, auch den Annahmen zu staatlichen Maßnahmen, wurden in dieser Prognose Informationen bis einschließlich 7. September 2023 berücksichtigt.

Die Kommission veröffentlicht jedes Jahr zwei umfassende Prognosen (Frühjahr und Herbst) und zwei Zwischenprognosen (Winter und Sommer). Die Sommerprognose 2023 wird später als bei früheren Gelegenheiten vorgelegt, damit mehrere wichtige Datenveröffentlichungen vom Juli und August einbezogen werden können.

Die nächste Prognose der Kommission wird die Herbstprognose 2023 sein. Diese soll im November 2023 vorgelegt werden.

Weitere Informationen

Die Prognose in voller Länge: Wirtschaftsprognose Sommer 2023

Vizepräsident Dombrovskis auf Twitter: @VDombrovskis

Kommissionsmitglied Gentiloni auf Twitter: @PaoloGentiloni

GD ECFIN auf Twitter: @ecfin

Media

Press conference by Paolo Gentiloni, European Commissioner, on the Summer 2023 Interim Economic Forecast 2023-09-11

Quote

Die EU-Wirtschaft hat mit der Pandemie und dem grundlosen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zwei massive Schocks erlitten. Die sehr hohe Inflationsrate hatte negative Auswirkungen, geht aber nun zurück. Gestützt auf einen starken Arbeitsmarkt mit Arbeitslosenzahlen auf einem Rekordtief und angesichts des nachlassenden Preisdrucks dürfte sich das Wachstum nach einer Schwächephase im nächsten Jahr leicht erholen. Unsere Wirtschaft bleibt auf einem Wachstumspfad, doch ist die Unsicherheit nach wie vor groß, und wir müssen die Risiken genau überwachen. Die Umsetzung von Reformen und Investitionen im Rahmen unserer Aufbau- und Resilienzfazilität ist nach wie vor von zentraler Bedeutung, um die EU-Wirtschaft auf Kurs zu halten.“
Exekutiv-Vizepräsident Valdis Dombrovskis‚ zuständig für das Ressort „Eine Wirtschaft im Dienste der Menschen“ 2023-09-10

Die EU hat im vergangenen Winter eine Rezession vermieden – angesichts des Ausmaßes der Schocks, mit denen wir konfrontiert waren, war dies keine geringe Leistung. Diese Resilienz, die sich am deutlichsten an der Stärke des Arbeitsmarkts ablesen lässt, zeugt von der Wirksamkeit unserer gemeinsamen politischen Reaktion. Der kräftige Gegenwind, mit dem unsere Volkswirtschaften in diesem Jahr konfrontiert sind, hat die Wachstumsdynamik deutlicher geschwächt als in den Prognosen angenommen. Die Inflation geht zurück, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in der EU. Russlands brutaler Krieg gegen die Ukraine verursacht nach wie vor nicht nur menschliches Leid, sondern auch wirtschaftliche Störungen. Dennoch müssen wir Vertrauen in die Zukunft der europäischen Wirtschaft haben. Wir können viel unternehmen, um anhaltendes und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Die wirksame Umsetzung der nationalen Aufbau- und Resilienzpläne bleibt eine zentrale Priorität. Es sollte eine umsichtige, investitionsfreundliche Haushaltspolitik verfolgt werden, die im Einklang mit den laufenden Bemühungen unserer Zentralbanken steht, die Inflation in den Griff zu bekommen. Und schließlich müssen wir entschlossen daran arbeiten, bis Ende des Jahres eine Einigung über die Reform unserer Haushaltsregeln zu erreichen.
Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni 2023-09-10

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